wieder ein Buch, das hier ganz in der Nähe spielt. Anklam taucht auf dem literarischen Atlas auf!
Am Marktplatz in Anklam sitzt ein pensionierter Lehrer im Café. Aus dem Rathaus kommt ein Geschäftsmann, der eine Mülldeponie in Anklam errichten möchte.
Beide haben zusammen studiert, in der Studienzeit ein Stipendium einer Versicherung, den Freitisch, in Anspruch genommen. Und an diesem Freitisch über die Welt und Arno Schmidt diskutiert und fabuliert.
Heute haben sie ihr Leben gelebt, ihr Leben ist anders verlaufen als geplant und während der eine Arno-Schmidt-Erstausgaben in seinem Antiquariat sammelt, lebt der Zweite mehr in seiner beruflichen Welt, die er sich aufgebaut hat. Aber beide sind einmal nach Bargfeld in die Heide gefahren und haben den Meister aufgesucht.
So erinnern sie sich gegenseitig an ihr Leben, der eine erzählend, der andere meist zuhörend. Man trennt sich, mit der vagen Zusage eines erneuten Wiedersehens.
Uwe Timm verbindet mit dieser Novelle, deren Falke eine Mülldeponie ist, die vielleicht das Idyll des einen bedroht und den Gewinn des anderen steigern wird, mehrere Ebenen meines Lebens. Auch ich habe über die Welt diskutiert in meinem Studium, wenn auch 10 Jahre später als die beiden Protagonisten, auch ich habe mich durch Schmidts Texte gequält, habe Bargfeld aufgesucht (allerdings nach seinem Tode), und ich habe meinen Lebensmittelpunkt hier nach OVP verlegt.
Manchmal freut es einen, so nah am Buch zu sein.
Uwe Timm: Freitisch
Novelle
Gebundene Ausgabe: 135 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1., Auflage (24. Februar 2011)
ISBN-10: 3462043188
ISBN-13: 978-3462043181