Vor 20 Jahren, am 3. Oktober 1990, wurde der Einigungsvertrag wirksam, der den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland regelte.
Diese „Wiedervereinigung“ wird heute unterschiedlich bewertet.
Viele im Westen haben den „Osten“ immer noch nicht wahrgenommen, nicht realisiert, welche großartige Veränderung unser Land durchgemacht hat durch das Hinzukommen der „Neuen Länder“.
Viele Menschen im Osten haben imer noch nicht verstanden, daß die DDR wirtschaftlich und politisch bankrott war und sehnen sich nach „früher“ zurück.
Zwischen diesen beiden Polen pendelt die individuelle Wahrnehmung jedes einzelnen Bürgers.
Für mich war die Wende ein großes persönliches Glück. Ein großer Kulturbereich öffnete sich, ich konnte reisen; Polen, Litauen, Rußland, Weißrußland, die Ukraine hätte ich ohne diese Öffnung nie bereisen können, ich hätte nie meine zahlreichen engen Freunde gefunden, die ich heute dort habe.
Und was hat das mit Gribow zu tun? Ich hätte nicht einmal gewußt, daß es diesen Ort gibt.
Aus vielleicht literarisch geweckter Sehnsucht (Uwe Johnson vor Allem) zog es mich immer in den Osten. Ich fühlte mich in Mecklenburg zuhause. Dann lernte ich Ostvorpommern kennen. Dann kauften wir das Haus. Seitdem lebe ich (im Wechsel mit Hamburg) hier, werde wohl übernächstes Jahr ganz hierher ziehen.
Ich liebe dieses Land. Daß ich 20 Jahre nach dem Beitritt Haus, Garten, Nachbarn, Katzen hier haben werde, daß ich in Greifwald zu Lesungen und in Wolgast zu Orgelkonzerten gehen werde … das war alles unvorstellbar. Aber es ist wahr.